An Zynismus nicht zu überbieten

Vorstand der KVBW kritisiert Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes

Als „an Zynismus kaum zu überbieten“ hat der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg die Vorschläge aus dem neuen Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes bezeichnet. 

Vorstandschef Dr. Karsten Braun dazu: „Die Forderung nach Beibehaltung der Budgetierung mit der Patientensteuerung zu verbinden, zeigt, wie weit der Vorstand des GKV-Spitzenverbandes von der Versorgungsrealität entfernt ist. Wir haben die Budgetierung seit 30 Jahren.“ 

Eine patientensteuernde Wirkung hat bisher noch niemand festgestellt, weil der Gedanke absurd ist. Offensichtlich gehen den Krankenkassen auf Bundesebene die Argumente aus, sich gegen die Entbudgetierung zu wehren, so dass sie auf immer abenteuerlichere Ideen kommen. 

Kritik an Überlegungen zu Sprechzeiten und Terminvermittlung

Klar ist nur: So machen wir die Praxen und damit Versorgung kaputt. Seine Vorstandskollegin Dr. Doris Reinhardt kritisierte die Überlegungen zu Sprechzeiten und Terminvermittlungen. „Die Kassenfürsten scheinen nicht zu verstehen, dass die Ärzte freiberuflich tätig sind und daher auch die Verantwortung für ihre Praxen übernehmen müssen. Wir lehnen daher eine Verpflichtung ab, dass jede Praxis Termine für Telekonsile anbieten muss und jede Praxis auch Onlinebuchungen ermöglichen muss. Viele Praxen machen das ja bereits, aber dann ist es eine Entscheidung des Praxisinhabers. Ebenso dürfen wir darauf verweisen, dass auch eine Videosprechstunde Arztkapazität erfordert. Videosprechstunden sind daher kein Mittel, dass mehr Patientinnen und Patienten behandelt werden können.“ 

Eine Absage erteilten die Vorstände dem Wunsch, dass die Krankenkassen verstärkt in die Behandlungsberatung einsteigen. „Offensichtlich scheinen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenkassen nicht ausgelastet zu sein und es immer noch genug Beitragsgelder zu geben. Wenigstens können wir nicht erkennen, warum die Spitzenebene der Krankenkassen sonst in die Beratung der Patienten in Bezug auf weitere Behandlungsmöglichkeiten einsteigen möchte. Wir wundern uns auch, warum die Kassenspitze glaubt, dass bei ihnen eine höhere medizinische Expertise als bei den Ärztinnen und Ärzten vorhanden ist. 

Zeichen stehen auf Entlastung und nicht auf mehr Reglementierung

"Uns wäre bisher nicht aufgefallen, dass der medizinische Sachverstand hier höher als bei unseren Mitgliedern ausgeprägt wäre. Natürlich lehnen wir auch weitere Berichtspflichten unserer Mitglieder ab. Die Zeichen stehen auf Entlastung, nicht auf immer mehr Reglementierung. Wenn der GKV-Spitzenverband das anders sieht, können wir das nur bedauern.“ Die Vorstände abschließend. „Das Papier ist mit Quo-Vadis Versorgung überschrieben. Aus unserer Sicht kann keine Rede davon sein, dass hier ein Weg gewiesen wird – es sein denn, dass Sackgassen als zukunftsträchtig gelten.“