Trend zu Teilzeit und Anstellung verschärfen Ärztemangel
Die Corona-Pandemie hat viele Themen in den Hintergrund gedrängt, so auch die Sorge um den fehlenden medizinischen Nachwuchs. Es wird immer schwieriger, Nachfolger für Haus- und Facharztpraxen zu finden, mittlerweile sind in ganz Baden-Württemberg rund 700 hausärztliche Stellen unbesetzt. Ein Überblick zur aktuellen Versorgungssituation und zu den Aktivitäten der KVBW liefert der Bericht „Die ambulante medizinische Versorgung 2021“, den die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) heute veröffentlicht hat.
„Die Zahl der KVBW-Mitglieder steigt zwar nach Köpfen, durch vermehrte Anstellung und Teilzeitarbeit sinkt jedoch die zur Verfügung stehende Arztzeit insgesamt. In den kommenden Jahren werden viele haus- und fachärztliche Praxen keine Nachfolger finden. Wir stecken daher in einem gravierenden Strukturwandel, den es zu bewältigen gilt“, erklärt Dr. Johannes Fechner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVBW. In Zukunft werden Zweigpraxen, bei denen nur an bestimmten Tagen eine Ärztin oder ein Arzt an einem Ort praktiziert, eine immer größere Rolle spielen. Ebenso sind größere ärztliche Kooperationen gefragt, die Teamarbeit und die gewünschten Arbeitszeitmodelle des medizinischen Nachwuchses besser umsetzen können.
Förderprogramm ZuZ erfolgreich
Mit dem Programm „Ziel und Zukunft“ (ZuZ) fördert die KVBW die Gründung oder Übernahme von Arztpraxen in strukturschwachen Regionen mit bis zu 80.000 Euro. Im Jahr 2020 wurden 117 Praxisgründungen oder -übernahmen unterstützt. Neben Fördermöglichkeiten ist auch die Attraktivität eines Praxisstandorts von großer Bedeutung. Die KVBW bietet mit dem „Kommunalservice“ ein umfassendes Beratungspaket für Kommunen, um diese bei der Stabilisierung der ärztlichen Versorgung in den Regionen zu unterstützen.
Versorgungssituation in Stadt- und Landkreisen
Konkrete Daten für die Analyse der ärztlichen Versorgungssituation in den 35 Landkreisen sowie neun Stadtkreisen liefert der zweite Teil des Berichtes zur ärztlichen Versorgung. Hier finden sich Informationen zur Altersstruktur der Ärzteschaft je Landkreis sowie eine übersichtliche Darstellung der Arztsitze in den jeweiligen Gemeinden.
Die Publikation „Die ambulante medizinische Versorgung 2021“ steht im Internet zum Download zur Verfügung. Als Anlage zum Bericht über die ambulante ärztliche Versorgung erscheint außerdem der Qualitätsbericht 2020 mit Daten zu den Qualitätssicherungsmaßnahmen in den baden-württembergischen Arztpraxen.