Ärzteprotest zeigt großen Unmut unter den Praxen
Laut dem Vorstandsvorsitzenden der KVBW haben die Protestmaßnahmen in den Praxen gezeigt, dass der Unmut an der medizinischen Basis groß ist. "An der Protestaktion am Mittwoch haben sich viele Praxen beteiligt. Wir können den politischen Verantwortlichen in Berlin nur dringend empfehlen, dieses Signal ernst zu nehmen." Die Proteste richten sich gegen geplante Kürzungen in der ambulanten Versorgung. "Das nehmen wir so nicht hin. Die Menschen haben zweieinhalb Jahre Pandemie hinter sich, müssen aktuell mit dem Ukrainekrieg, mit steigenden Gas- und Strompreisen zurechtkommen. Wir halten es für falsch, in einer solchen Situation die Versorgung einzuschränken."
Nach den Konsequenzen des aktuell im Bundestag beratenen Gesetz gefragt, antwortete Metke: "Wir gehen davon aus, dass vor allem die Facharztpraxen weniger Termine zur Verfügung stellen werden. Denn die Facharztpraxen konnten in den vergangenen Jahren zwischen 9 und 14 Prozent mehr Termine für Neupatientinnen und -patienten anbieten. Davon haben zu über 80 Prozent Patienten profitiert, die bisher wegen ihrer Beschwerden bisher noch nicht beim Arzt waren. Nun werden wir in eine Situation kommen, dass weiterhin akute Beschwerden auch akut behandelt werden. Aber alles, was medizinisch warten kann, wird leider auch deutlich länger warten müssen."
Der KVBW-Chef stellte klar, dass der Protest gegen die aktuelle Gesetzgebung nur den Anlass für den Ärger darstellt. "Wir bekommen immer häufiger Rückmeldungen über einen tiefsitzenden Frust ob der Rahmenbedingungen. Vor dem Hintergrund des Ärztemangels müssten wir eigentlich alle Anstrengungen darauf setzen, die Versorgung aufrechtzuerhalten. Genau das aber passiert nicht. Da wird in Berlin vor sich hingewurschtelt. Noch immer scheint in Berlin nicht durchgedrungen zu sein, dass die Arztzeit in den Praxen ein kostbares Gut ist. Und noch immer scheint nicht erkannt zu werden, dass die Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten das Rückgrat der medizinischen Versorgung sind."
Metke erklärte: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen sind es leid, die Diskussionen mit den Patienten um Termine und Versorgungsbürokratie führen zu müssen, die sie nicht zu verantworten haben. Sie sind es leid, sich mit digitalen Anwendungen herumschlagen zu müssen, die sie nicht ausgewählt haben, die nicht funktionieren und die eine zusätzliche Belastung in den Praxen darstellen. Sie sind es leid, dass niemand in der Politik den Mut hat, dem rein juristischen Formalbürokratismus des Datenschutzes eine Grenze zu setzen, und sie wollen es nicht länger hinnehmen, mit den gesetzlich vorgegebenen Prüfregularien und Sanktionen überzogen zu werden, bei denen Aufwand und Ertrag in keinerlei Verhältnis stehen."
Der KVBW-Chef betonte, dass die Ärzteschaft die Notwendigkeit für Sparmaßnahmen sehe, um das Defizit der Krankenkassen zu decken. "Hier stellt sich dann aber doch die Frage, ob das ausgerechnet in der Versorgung sein muss. Die Bundesregierung hat kein Problem, viele Millionen Euro in eine unsinnige Teststrategie zu stecken, Milliarden für nicht funktionierende IT-Anwendungen im Gesundheitswesen auszugeben oder den Apotheken zusätzlich Geld für Leistungen zu geben, die niemand benötigt. Es kann also niemand sagen, dass es keine Alternativen dazu geben würde."