Geringeres Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen sollte zum Umdenken führen

Reformen und Stärkung der Ambulantisierung

Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Dr. Karsten Braun, muss das jüngst deutlich gewordene abnehmende Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen zum Umdenken anregen. Braun bezog sich auf eine aktuelle Studie, wonach nur noch 64 Prozent der Bevölkerung angaben, dass sie mit dem Gesundheitswesen zufrieden sind.

Ambulante Versorgung stärken

Braun sagte dazu am Freitag (28.06.2024) in Stuttgart: „Unser Gesundheitswesen ist einer der Stabilitätsanker unseres sozialen Systems in Deutschland. Die Bedeutung der medizinischen Versorgung geht damit weit über ihre eigentliche Funktion hinaus. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass ein zurückgehendes Vertrauen auch zum Nach- und Umdenken führt.“ Konkret nannte der KVBW-Vorstandsvorsitzende den Reformbedarf im Gesundheitswesen. „Damit wir als KVBW unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen und die ambulante Versorgung gewährleisten können, brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und eine ausreichende Finanzierung. Die Studie ist daher auch ein erneuter Weckruf an Politik und Krankenkassen, endlich für eine tragfähige Finanzierung der Praxen zu sorgen.“ Gerade die ambulante Versorgung spiele im Gesundheitswesen eine herausragende Rolle: „In den Praxen der Ärzte und Psychotherapeuten finden über 90 Prozent aller medizinischen Behandlungen statt. Umso wichtiger wäre es daher, den ambulanten Sektor zu stärken.“

Reformen sind nötig

Seine Vorstandskollegin Dr. Doris Reinhardt mahnte denn auch eine schnelle Umsetzung wichtiger Reformgesetze an: „Unsere Ärztinnen und Ärzte gewährleisten mit großem persönlichem Engagement die ambulante Versorgung. Diese Versorgungszeit wird aber durch zahlreiche strukturelle Hürden, nicht funktionierende EDV und überregulierte Bürokratie immer weniger. Entscheidend ist es daher, dass auch die Ärztinnen und Ärzte wie auch Psychotherapeutinnen und -therapeuten und ihre Praxisteams auf gute Rahmenbedingungen vertrauen können. Konkretes Beispiel: Die Entbudgetierung der Hausärzte. Eigentlich ein Unding, dass ärztliche Versorgungsleistungen nicht selbstverständlich vollständig vergütet werden, wenn sie für die Patienten­versorgung beansprucht und erbracht werden. Eine entsprechende gesetzliche Regelung war zwar im Koalitionsvertrag verankert, wurde aber bisher noch nicht umgesetzt. Daher muss das geplante Gesetz zur Entbudgetierung der Hausärzte nun dringend verabschiedet werden.“