Ausstellung: Ärzte im Dritten Reich

In der Bezirksdirektion Stuttgart ist im Februar die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ zu sehen.

Das Jahr 2025 steht für die KV Baden-Württemberg im Zeichen eines Doppeljubiläums: Vor 20 Jahren fusionierten die vier KVen im Südwesten zur KVBW. Vor 80 Jahren, also 1945, gab es die erste Gründungs­versammlung für die Kassenärztliche Vereinigung Württemberg in Stuttgart, aus der dann später die KVen Nord- und Südwürttemberg hervorgingen.

KVBW-Vorstand Dr. Karsten Braun ist es wichtig, dass das Jubiläumsjahr auch zum Anlass genommen wird, auf ein dunkles Kapitel der Vergangenheit zu blicken, das länger als 80 Jahre zurückliegt. Es geht um die Rolle der Ärzteschaft während der Zeit des Nationalsozialismus. Zu diesem Thema ist im Februar in der Stuttgarter Bezirksdirektion der KV die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ zu sehen. „Es handelt sich um ein unrühmliches Kapitel unserer Geschichte, auf das wir bewusst zurückblicken, bevor wir uns dann den Feierlichkeiten widmen“, erläutert Braun.

Einteilung in „wertes" und „unwertes“ Leben

Die Ausstellung wurde von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin konzipiert. Sie bildet den Abschluss eines von der Vertreterversammlung der KBV initiierten Forschungsprojekts zur Geschichte ihrer Vorgängerorganisation, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD). Die KVD war im Dritten Reich an der Entrechtung und Vertreibung jüdischer sowie oppositioneller Kassenärzte beteiligt.

Ärzte nahmen im Dritten Reich eine Schlüsselfunktion ein. Im Namen der sogenannten Rassenhygiene waren sie mitverantwortlich dafür, Menschen in „wertes“ und „unwertes“ Leben einzuteilen – und damit in den sicheren Tod zu schicken. Für Zwangs­sterilisationen und Kranken­morde zeichneten sie ebenso verantwortlich wie für Human­experimente in Konzentrations­lagern. Ärztliche Standes­organisationen wie die KVD schalteten sich kurz nach der Macht­ergreifung durch die National­sozialisten gleich. Jüdische Ärzte wurden verdrängt, vertrieben oder zunächst zu „Kranken­behandlern“ degradiert, sodass sie ausschließlich jüdische Patienten versorgen durften. Voraussetzung für zahlreiche NS-Medizin­verbrechen war außerdem die Einschränkung der ärztlichen Schweigepflicht, die gebrochen werden durfte, wenn das „gesunde Volks­empfinden“ ihr entgegenstand.

Das größtenteils unveröffentlichte Quellenmaterial wurde multimedial aufbereitet: mit Texten, Dokumenten, Fotos sowie Ton- und Video-Material. Die Darstellung der Lebensläufe verschiedener Personen aus dieser Zeit zeigen anschaulich, wie sich der Nazi-Terror auswirkte.

Informationen für Besucher

„Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ - Wanderausstellung über Ärzte und Patienten im Dritten Reich

  • Termin: 5. Februar 2025 bis 28. Februar 2025
  • Ort: KV Baden-Württemberg, Albstadtweg 11, 70567 Stuttgart,
    Foyer der Bezirksdirektion Stuttgart im Stadtteil Möhringen
  • Öffentlich zugänglich: Montag bis Freitag, jeweils von 10 bis 16 Uhr (kostenlos) 

Systemerkrankung: Ausstellung um Ärzte und Patienten im Nationalsozialismus

Ab dem 29. November 2024 präsentiert die KBV gemeinsam mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) in Berlin erstmalig die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ der Öffentlichkeit. Gezeigt werden verschiedenste Fallgeschichten – von Ärzten als auch Patienten, von Tätern als auch Opfern. Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, erklärt die Hintergründe.

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