Der ärztliche Bereitschaftsdienst im Rems-Murr-Kreis wird neu strukturiert
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) wird den ärztlichen Bereitschaftsdienst im Rems-Murr-Kreis neu strukturieren. Die bisherige Notfallpraxis in Schorndorf, die bereits vergangenen Oktober geschlossen wurde, wird nicht wieder eröffnet. Die Praxis in Backnang bleibt noch erhalten, bis die Räume in der Bereitschaftspraxis am Klinikum Winnenden ausgebaut sind.
Die KVBW arbeitet aktuell an einer neuen Struktur für den ärztlichen Bereitschaftsdienst im Land. Der Kern liegt dabei auf der Stabilisierung der Regelversorgung, also der wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu den Sprechstundenzeiten der Arztpraxen. Hier sind die Engpässe größer geworden.
Allein im Rems-Murr-Kreis sind heute bereits über 40 Hausarztsitze nicht besetzt. Das hat auch Auswirkungen auf den Bereitschaftsdienst, da weniger Ärztinnen und Ärzte für die Dienste zur Verfügung stehen. Verstärkt wird diese Entwicklung noch durch den zunehmenden Trend zur Anstellung von Ärzten in einer Praxis - denn die Dienstverpflichtung liegt beim anstellenden, nicht beim angestellten Arzt.
„Wir müssen daher umdenken“, erläuterte die zuständige Vorständin, Dr. Doris Reinhardt, das Vorgehen. „Wir können das Angebot in dieser Form auf Dauer nicht mehr aufrechterhalten.“ Reinhardt weiter: „Wir müssen uns im Bereitschaftsdienst auf unsere Kernaufgabe konzentrieren. Denn wir reden nicht über die Versorgung von medizinischen Notfällen. Wir reden über eine Überbrückungsbehandlung, die jede Bürgerin und jeder Bürger in Baden-Württemberg im Schnitt alle paar Jahre mal in Anspruch nimmt.“
Alternative: NFP Winnenden und Backnang
Die Bereitschaftspraxis am zentralen Klinikum in Winnenden ergibt daher Sinn. „Der Standort Winnenden ist geografisch zentral im Landkreis gelegen und gut zu erreichen. Gerade die Verbindung der Notfallpraxis mit der Einrichtung eines Krankenhauses und der Notaufnahme ist ein wichtiges Element in der Versorgung der Patientinnen und Patienten und auch die Zukunft des Bereitschaftsdienstes.
An dem zentralen Standort Winnenden sichern wir zu den sprechstundenfreien Zeiten eine verlässliche Versorgungsstruktur für die Bevölkerung. Derzeit werden weitere Behandlungsräume für den ärztlichen Bereitschaftsdienst von der Klinik geschaffen. Daher erhalten wir am Standort Backnang den Betrieb der Notfallpraxis noch aufrecht.“ Die KVBW-Vorständin erläuterte, dass die Konzeption nach einer gründlichen Prüfung der Inanspruchnahme und der Kapazitäten sowie nach Beratung mit den beteiligten ärztlichen Verantwortlichen vor Ort erfolgt ist.
Telemedizin als Chance
Reinhardt verwies darauf, dass der Fahrdienst für die medizinisch erforderlichen Hausbesuche unverändert angeboten wird. Der Fahrdienst ist über die 116117 zu erreichen.
Ebenso kündigte Reinhardt ein telemedizinisches Angebot für die Patientinnen und Patienten an. „Wir haben bereits heute mit docdirekt unter der Woche tagsüber ein sehr gut funktionierendes telemedizinisches Angebot, das über eine App oder die 116117 zu erreichen ist. Ebenso gibt es aktuell schon an den Wochenenden ein entsprechendes telemedizinisches Angebot, das wir nun ausbauen. Viele Patientinnen und Patienten, die am Wochenende ärztliche Unterstützung benötigen, müssten nicht unbedingt in die Bereitschaftspraxis kommen. Eine große Anzahl der Anfragen könnte auch durch eine telemedizinische Beratung beantwortet werden.“
Notaufnahme nur für Notfälle
Großen Wert legte Reinhardt auch darauf, dass die Patientinnen und Patienten nicht die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufsuchen. „Die Notaufnahmen der Krankenhäuser sind für die schwer erkrankten Patientinnen und Patienten zuständig, bei denen eine stationäre Aufnahme im Raum steht. Wegen leichter Erkrankungen, die unter der Woche vom Haus- oder Facharzt behandelt werden, sollten die Patientinnen und Patienten bitte die Bereitschaftspraxis in Winnenden oder aktuell in Backnang aufsuchen oder die 116117 anrufen. Das ist besonders wichtig, um die Kapazitäten in den Notaufnahmen für die dort erforderlichen Behandlungen freizuhalten.“
Gleichzeitig wies Dr. Reinhardt darauf hin, dass die Patientinnen und Patienten für die Vermittlung eines Hausbesuchs im ärztlichen Bereitschaftsdienst die 116117 anrufen sollen, nicht die 112. Der Rettungsdienst ist ausschließlich bei lebensbedrohlichen Erkrankungen zu kontaktieren.
Keine Änderung gibt es im kinderärztlichen Dienst.
Öffnungszeiten NFP Winnenden und Backnang
Die Bereitschaftspraxis am Klinikum Winnenden ist geöffnet:
Montag, Dienstag, Donnerstag | 18 bis 22 Uhr |
Mittwoch, Freitag | 14 bis 22 Uhr |
Wochenende und Feiertag | 8 bis 22 Uhr |
Die Bereitschaftspraxis in Backnang, Stuttgarter Straße 107, 71522 Backnang, hat geöffnet:
Montag bis Freitag | 18 bis 21 Uhr |
Wochenende und Feiertage | 8 bis 20 Uhr |
Die Kinderbereitschaftspraxis in der Kinderklinik in Winnenden ist geöffnet:
Montag bis Freitag | 18 bis 22 Uhr |
Wochenende und Feiertag | 8 bis 20 Uhr |