KVBW startet neues Projekt für Hausarztpraxen

PRIMA: Entlastung durch Pflegefachpersonen

Am 1. Januar 2025 startet die KVBW das neue Innovationsfondsprojekt PRIMA, das sich an Hausarztpraxen und dort angestellte Pflegefachpersonen richtet. Ziel ist es, Hausärztinnen und Hausärzte bei der Versorgung chronisch kranker Patienten zu unterstützen, in dem die Beschäftigung einer Pflegefachkraft durch das Projekt gefördert wird.

In vielen Regionen ist die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung gefährdet. Über 900 Hausarztsitze sind in Baden-Württemberg derzeit unbesetzt. Der demographische Wandel wird dieses Problem verstärken, da in den kommenden Jahren ein Großteil der Ärzteschaft in den Ruhestand tritt. Für viele Praxen wird es keinen Nachfolger geben. Gleichzeitig wächst der Anteil älterer Menschen, die medizinischer Betreuung durch eine Hausarztpraxis bedürfen. Das erhöht den Druck auf die verbleibenden Praxen. 

Pflegefachpersonen sollen unterstützen

Das Innovationsfondsprojekt PRIMA will mit einem neuen Versorgungsmodell für hausärztliche Praxen Lösungsansätze für dieses Problem finden und wissenschaftlich untersuchen. „Wir begrüßen es sehr, dass durch dieses Projekt Möglichkeiten untersucht werden, wie Hausarztpraxen und die Praxisteams entlastet werden können“, sagt KVBW-Vorstandsvorsitzender Dr. Karsten Braun. Im Mittelpunkt des Projektes stehen Pflegefachpersonen, die zum Team einer Hausarztpraxis gehören und in den Praxisalltag integriert werden. Sie sollen nicht-genuin ärztliche Aufgaben übernehmen und das Versorgungsspektrum der Praxen hinsichtlich pflegerischer Aufgaben ausweiten. Ziel des Forschungsprojekts ist, dass die 20 teilnehmenden Hausarztpraxen neue Strukturen und Prozesse etablieren, um sich zu multiprofessionellen Primärversorgungszentren mit Pflegefachpersonen (PRIMA) weiterzuentwickeln. Die Pflegefachkräfte sollen von den Hausärzten für die Betreuung und Versorgung von chronisch kranken Patienten eingesetzt werden. An ihnen soll der Effekt einer engmaschigen Begleitung und koordinierten Versorgung untersucht werden. 

Entwicklung zu multiprofessionellen Zentren

Für KVBW-Vorständin Dr. Doris Reinhardt hat das Projekt viele Vorteile: „Hausärztinnen und Hausärzte haben dann wieder mehr Zeit für ärztliche Aufgaben bei anderen Patientinnen und Patienten. Wenn ich noch als Hausärztin tätig wäre, würde ich sofort mitmachen, denn ich bin davon überzeugt, dass sich Hausarztpraxen noch mehr zu multiprofessionellen Zentren entwickeln können. In den hausärztlichen Praxisteams hat sich multiprofessionelle Kompetenz im Team unter ärztlicher Verantwortung bereits sehr erfolgreich etabliert und kann mit dem PRIMA Konzept nochmal deutlich mehr Versorgungspower entwickeln.“

Rahmenbedingungen und Voraussetzungen

Kernpunkt des Projektes ist die finanzielle Förderung und Integration einer Pflegefachperson im Praxisteam von Mitte 2025 bis Mitte 2027. Ziel ist, das Gehalt dieser Pflegeexpertin oder des Pflegeexperten über das Projekt zu finanzieren. Darüber hinaus erhalten die teilnehmenden Praxen eine Quartalspauschale.

Voraussetzung für die Teilnahme ist neben der Beschäftigung einer entsprechend qualifizierten Pflegefachperson, die Betreuung von mindestens 112 chronisch kranken Patientinnen und Patienten, die von der Pflegefachperson in der Projektlaufzeit begleitet werden. Auch Praxen, die bereits eine Pflegefachperson beschäftigt haben, können sich für die Teilnahme bewerben. Die andere Möglichkeit ist, erst für den Projektzeitraum eine solche Fachkraft anzustellen. Es können nur Hausarztpraxen teilnehmen, die noch nicht an einem ähnlichen Projekt oder einer ähnlichen Studie teilnehmen.

Die Projektleitung obliegt der KVBW, Konsortialpartner sind das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung (IAIV) am Universitätsklinikum Tübingen, die Technische Universität München (TUM) sowie das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Als Projektpartner beteiligen sich zudem die AOK Baden-Württemberg und das IGES Institut.

Interesse?

Hausarztpraxen, die Interesse haben, am Projekt PRIMA teilzunehmen, können sich mit dem Bewerbungsformular für Hausarztpraxen, veröffentlicht unter www.kvbawue.de/prima, noch bis zum 2. Dezember 2024 bewerben. Interessierte Pflegefachpersonen können sich direkt bei einer teilnehmenden PRIMA-Praxis bewerben. Die Praxen werden bis spätestens 10. Januar 2025 auf der PRIMA-Internetseite veröffentlicht. Anfragen und Interessensbekundungen können an prima@kvbawue.de gerichtet werden.

Bewerbungsformular

Weitere Informationen

Direktkontakt

PRIMA
Fax: 0711 7875-483707
  • Mo – Fr: 8 – 16 Uhr