Hilfe für Kinder kranker Eltern

Ärzte in Baden-Württemberg und TK bieten psychotherapeutische Beratung für Familien

Um Kinder chronisch kranker Eltern davor zu schützen, unter dem Druck der familiären Belastung selbst psychisch krank zu werden, bieten die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KV) und die Techniker Krankenkasse (TK) nun eine psychotherapeutische Beratung für betroffene Familien an.

„Wenn ein Elternteil schwer erkrankt, herrscht in der Familie oft Ratlosigkeit, wie man mit der schweren Situation umgehen soll“, sagte Dr. Norbert Metke, Vorstands­vor­sitzender der Kassen­ärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg. Mit Hilfe einer qualifizierten Betreuung durch erfahrene Therapeuten erfahren Eltern, wie sie Kinder auf die neue Situation altersgerecht vorbereiten können. Und die Kinder lernen, das Verhalten der Eltern nachzuvollziehen, ohne irrationale Schuldgefühle zu entwickeln.

Oft professionelle Hilfe notwendig

Partner der KV ist die TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. „Besonders in Familien mit alleinerziehenden Eltern oder Einzelkindern sind die Kinder bei der Bewältigung schwerwiegender Erkrankungen oft auf sich allein gestellt. Ohne professionelle Hilfe können sie das in aller Regel nicht verarbeiten“, betonte Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Nach Auswertungen der TK können rund 50.000 TK-Versicherte kranke Eltern und ihre Familien das Angebot nutzen.

Konkret werden zwei Einzelsitzungen bei Psychotherapeuten für die Erstberatung der Familien angeboten. Bei Bedarf - zum Beispiel bei Verhaltensauffälligkeiten des Kindes - können bis zu sechs weitere Termine vereinbart werden. Bei den Gesprächen können die Kinder mit dabei sein, müssen aber nicht. „Die Therapeuten stellen sich flexibel auf die Situation in der Familie ein“, so Metke.

Insgesamt sind in Baden-Württemberg rund eine halbe Million Kinder betroffen

Nach Angaben der KV können weitere Krankenkassen als Partner einsteigen. Metke: „Je mehr Kassen sich beteiligen, desto mehr Familien kann geholfen werden. Insgesamt sind rund ein halbe Million Kinder in Baden-Württemberg mit chronisch kranken Eltern belastet.“

Die Eltern können selbst einen an dem Projekt teilnehmenden Psychotherapeuten aufsuchen. Eine Überweisung ist nicht notwendig. Voraussetzung ist, dass ein - TK-versichertes - Elternteil an einer der folgenden Erkrankungen leidet: Krebs, psychische Erkrankungen, Aids, Sucht- und Lebererkrankungen, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson, Mukoviszidose, erblich fortschreitende Muskelerkrankungen oder Epilepsie.

Ärzte müssen psychotherapeutische Kenntnisse bei Kindern nachweisen

Von ärztlicher Seite müssen ebenfalls bestimmte Bedingungen erfüllt sein, um die Beratungsgespräche durchführen zu können. „Nur wer psychotherapeutische Kenntnisse im Umgang mit Kindern und Jugendlichen nachweisen kann, darf teilnehmen“, erläuterte Vogt. Bei der TK kann nachgefragt werden, welche Ärzte dies sind. Die TK übernimmt die Kosten der Beratungsgespräche ohne Zuzahlung. Fahrtkosten werden allerdings nicht übernommen.

Das Sozialministerium Baden-Württemberg veranstaltet gemeinsam mit allen kinder- und jugendpolitischen Akteuren im Land 2014 ein Jahr der Kinder- und Jugendrechte. „Ein passender Anlass für mich, um die Schirmherrschaft für das neue Vertragsangebot der TK und der KV Baden-Württemberg zur Hilfe für Kinder kranker Eltern zu übernehmen“, so Sozialministerin Katrin Altpeter.

Ärzte, Psychotherapeuten und Kinder-und Jugendpsychotherapeuten, die sich für die Teilnahme interessieren, finden weitere Informationen unter Kinder kanker Eltern.