Nur Hilfe kann die Antwort auf die Flüchtlingstragödie sein

„Wir schaffen das“1, da der Begriff Arzt und Psychotherapeut das impliziert.

Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland, über 29.000 waren es Ende Juli allein in Baden-Württemberg. Die jüngsten tragischen Meldungen waren Anlass für den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, sich bei seinen Mitgliedern für die bereits geleistete Hilfe zu bedanken und weiterhin zu erhöhter Leistungsbereitschaft zu ermutigen: Gemeinsam mit Ärztekammern und öffentlicher Hand sind die Ärzte und Psychotherapeuten auf die Versorgung von Asylbewerbern vorbereitet. Dabei soll auch die Integration von Flüchtlingen mit medizinischem Knowhow in Versorgungsteams geprüft werden.

Viele Flüchtlinge werden bereits jetzt von den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten mitversorgt. Die medizinische Versorgung richtet sich nach den Bestimmungen des Asylbewerberleistungsgesetzes und ist auf eine Basisversorgung von Leistungen bei Krankheit, Schwangerschaft und Geburt beschränkt.

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärzte, Dr. Norbert Metke bringt seine Betroffenheit über die zunehmenden Flüchtlingsströme zum Ausdruck: „Uns Niedergelassenen ist klar, dass wir zukünftig mit der medizinischen Versorgung der Asylanten mehr als bisher konfrontiert sein werden. Es wird uns als Land und insbesondere als Ärzte und Psychotherapeuten Hilfe abverlangt werden, die wir gerne leisten. Im Gegenzug werden wir aber auch Integration in dieses Deutschland, in das viele kommen wollen, einfordern.“ Aus gutem Grund begrüßt der KV-Vize Dr. Johannes Fechner an dieser Stelle die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen und die Angehörigen weiterer Gesundheitsberufe unter den Flüchtlingen: „Als Kassenärztliche Vereinigung wollen wir dazu beitragen, die Voraussetzungen für eine rasche Eingliederung in unser Gesundheitswesen zu schaffen. Ein erster Schritt könnte sein, dass die ausländischen Kollegen uns bei der Versorgung der Flüchtlinge als „docs helper“ fachkompetent unterstützen.“

Metke weiter: „Die Tragödie menschlicher Schicksale kann und muss gerade in Deutschland schnelle Hilfe nach sich ziehen. Schließlich darf unsere Generation, die das Deutschland von heute präsentiert, trotz aller Probleme, die das mit sich bringt, stolz darauf sein, dass Deutschland ein Zufluchtsort Verzweifelter und damit Inbegriff für „Menschenwürde“ geworden ist.“

Fechner abschließend: „Mit ca. 16.000 Praxen und 21.000 Ärzten und Psychotherapeuten im Land bewältigen wir heute pro Jahr hochqualifiziert gut 70 Millionen Behandlungsfälle mit einem oder mehreren Terminen. Dann sind wir auch für die Mitversorgung von weiteren 30.000 Menschen im Krankheitsfall in der Lage.“

Die KVBW steht bereits mit den verantwortlichen öffentlichen Stellen sowie den Ärztekammern in engem Kontakt, um mit den Landkreisen und kreisfreien Städten den Versorgungsbedarf beispielhaft zu definieren. Es sollen – wie bereits etabliert – in den Unterkünften Versorgungsteams gebildet werden, mit der naheliegenden Option, Flüchtlinge mit medizinischem Knowhow sowie Dolmetscher und Sozialarbeiter zu integrieren. Auch muss die Einführung einer Krankenversichertenkarte für Asylbewerber forciert werden – das würde den Praxisalltag in Vielem erleichtern.

1 Metke und Fechner spielen hier auf das Zitat von Bundeskanzlerin Merkel an.