Vorträge und Berichte
Rund um das Thema Selbsthilfe stellen sich den Menschen zahlreiche Fragen. Wie arbeiten Selbsthilfegruppen eigentlich? Wie verbreitet sind Selbsthilfegruppen in Deutschland und Baden-Württemberg? Wo sind die Schnittstellen zu den Ärzten? Wie können sich Patienten über gesundheitliche Themen informieren? Was ist zu tun, wenn...? Und viele mehr.
Die KVBW lädt regelmäßig zu gemeinsamen Veranstaltungen für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Gesundheitsexperten ein, um den Erfahrungsaustausch zu fördern. Außerdem beteiligt sich die KVBW an einer Reihe von Gesundheitstagen und Veranstaltungen, um die medizinische Kompetenz der Ärzte und Psychotherapeuten einzubringen. Seit der ersten Fachtagung Selbsthilfe, 2004 in Stuttgart, gab es viele interessante Begegnungen. Die informativen Referate und Veranstaltungsberichte zu grundlegenden Fragen stehen Ihnen hier als PDFs zur Verfügung und werden laufend ergänzt.
Berichte über Fachtagungen zur Selbsthilfe
Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr in Stuttgart, gab es nun eine Neuauflage: Die Fachtagung „Psychotherapie trifft Selbsthilfe“ fand am 29. Juni 2024 erneut statt – dieses Mal in Freiburg. Die Kooperationsberatung für Ärzte/Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen (KOSA) der KVBW bot die Fachtagung in Kooperation mit der Landespsychotherapeutenkammer (LPK) BW, der Bezirksärztekammer Südbaden, der LAG-Selbsthilfe BW und der SEKiS BW an.
Ziel der Veranstalter war es, ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten darüber zu informieren, welche Möglichkeiten Selbsthilfegruppen und Selbsthilfekontaktstellen anbieten. Auf der anderen Seite erhielten Vertretende von Selbsthilfegruppen einen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten der Psychotherapie.
Die rund 120 Teilnehmenden wurden von der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der KVBW, Dr. med. Doris Reinhardt, und von der Präsidentin der Bezirksärztekammer Südbaden, Dr. med. Paula Hezler-Rusch, herzlich begrüßt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Peter Baumgartner, Psychologischer Psychotherapeut in Offenburg, Mitglied des Bezirksbeirates.
Kraft tanken in einer Selbsthilfegruppe
Den ersten Fachvortrag hielt Lena Binkowski, Bildungspsychologin (M. Sc.) und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Tumorzentrum Freiburg (CCCF) der Uniklinik Freiburg (Professur für Selbsthilfeforschung), mit dem Titel: „Gesundheitsbezogene Selbsthilfe als Pfeiler der psychosozialen Versorgung – eine Einführung“. In ihrem Vortrag gab sie einen Überblick zur Entstehungsgeschichte der Selbsthilfe, verdeutlichte, wie unterschiedlich Selbsthilfegruppen und deren Arbeitsweisen sind, und zeigte anhand von Forschungsergebnissen, in welchen Bereichen die Gruppentreffen Wirkung entfalten. Eine ihrer „take home messages“ war, dass Selbsthilfe eine wichtige Kraftquelle für Betroffene ist, die die psychologische/therapeutische Behandlung sinnvoll ergänzen kann.
Im darauffolgenden Bericht eines Betroffenen konnte Rainer Höflacher diese These unterstützen. Bei der Vorstellung seiner Selbsthilfegruppe machte er deutlich, wieviel Kraft er aus den Gruppentreffen ziehen kann, da er in seiner Gruppe unter gleich Betroffenen offen über Probleme reden kann, sich verstanden fühlt und neue Freunde gewonnen hat.
Vernetzung und Austausch
Im Anschluss hatten die Teilnehmenden Gelegenheit sich bei einer „walking gallery“ an verschiedenen Infopoints mit Vertreterinnen und Vertretern von Selbsthilfegruppen und Angehörigenverbänden auszutauschen und zu informieren. Ein geschäftiges Treiben und zahlreiche Gespräche im Foyer der KVBW-Bezirksdirektion Freiburg zeugten vom großen Gesprächs- und Informationsbedarf auf allen Seiten.
Nach der Mittagspause folgte ein Beitrag von zwei Vorständen der SEKiS der Selbsthilfekontaktstelle auf Landesebene. Franziska Morgalla aus Lörrach und Johannes Fuchs aus Konstanz verdeutlichten die Aufgaben und Unterstützungsmöglichkeiten, die Selbsthilfekontaktstellen für Psychotherapeutinnen und Therapeuten sowie Patientinnen und Patienten anbieten.
Wie wertvoll die Arbeit der Kontaktstellen für Psychotherapeuten ist, unterstrich Dr. Dietrich Munz, Präsident der LPK BW, in seinem Vortrag mit dem Titel: „Psychotherapie und Selbsthilfe – eine gegenseitige Ergänzung“. In seinen Ausführungen machte er deutlich, wie Patienten davon profitieren, wenn sie therapiebegleitend oder im Anschluss einer Therapie durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe weitere Unterstützung erfahren. Munz verwies auf die Behandlungsleitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die bei verschiedenen psychischen Erkrankungen eine Empfehlung zum Besuch einer Selbsthilfegruppe beinhalten. Bereits 2017, in seiner Funktion als Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, hatte sich Munz dafür eingesetzt, dass die Potentiale der Selbsthilfe noch besser genutzt werden sollten. Um an dieser Stelle voranzukommen, so schloss er, bedürfe es aber mehr Aufklärung der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten über die Strukturen und Angebote der Selbsthilfe vor Ort.
In der Abschlussdiskussion nutzten alle Beteiligten die Gelegenheit, sich über bereits bestehende Zusammenarbeit auszutauschen, es wurden Vor- und Nachteile angesprochen. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen veranlassten das Plenum jedoch, intensiv darüber zu diskutieren, wie sich Selbsthilfegruppen und Behandler künftig noch besser vernetzen können.
Weiterführende Informationen finden Sie bei der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg.
Am 25. November 2023 veranstaltete die Kooperationsberatung für Ärzte/Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen (KOSA) der KVBW den ersten Fachtag in Baden-Württemberg, der sich zum Ziel setzte: ärztliche und psychologische Psychotherapeuten mit Selbsthilfegruppen zusammenzubringen. Der Fachtag bot Gelegenheit gegenseitige Kontakte zu knüpfen und die Vernetzung auszubauen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Landespsychotherapeutenkammer (LPK) BW, der LAG-Selbsthilfe BW und der SEKiS BW in Stuttgart statt. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch viele Selbsthilfeaktive, die am Nachmittag ihre Selbsthilfegruppen an Infopoints in der walking gallery präsentierten. Dr. Alessandro Cavicchioli, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut und Psychologischer Psychotherapeut mit KV-Praxis in Schwäbisch Hall sowie Bezirksbeirat der KVBW, moderierte die Veranstaltung.
Selbsthilfe verbessert die Lebensqualität
Nach der Begrüßung der 150 Teilnehmenden durch die stellvertretende KVBW-Vorstandsvorsitzende Dr. Doris Reinhardt führte Alice Valjanow, Psychologin (M. Sc.) und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Tumorzentrum Freiburg (CCCF) der Uniklinik Freiburg (Professur für Selbsthilfeforschung), in das Thema ein. In ihrem Vortrag „Gesundheitsbezogene Selbsthilfe als Pfeiler der psychosozialen Versorgung“ gab sie einen Überblick zur Entstehungsgeschichte, verdeutlichte die unterschiedlichen Arbeitsweisen verschiedener Selbsthilfegruppen und zeigte anhand von Forschungsergebnissen, in welchen Bereichen die Gruppentreffen für Betroffene laut eigenen Angaben Wirkung zeigen. Zu den Spitzenreitern mit über 90% zählen die Rückmeldungen, dass Selbsthilfeaktive das Gefühl haben, nicht allein zu sein und dass sie in der Gruppe offen über ihre Probleme sprechen können. Anhand von eigenen und fremden Studien zeigte Valjanow, dass der Besuch einer Selbsthilfegruppe zur „Verbesserung der Lebensqualität“ von Betroffenen beiträgt.
Menschen entwickeln in Selbsthilfegruppen neue Stärken
Im Anschluss an den Einführungsvortrag kam ein Betroffener selbst zu Wort. Ein Gruppenleiter aus der Selbsthilfe mit dem Thema Depression berichtete sehr authentisch, wie Menschen in den Selbsthilfegruppen ganz neue Stärken entwickeln. Er erzählte, was ihm der Besuch der Gruppe konkret gebracht hat und zeigte auf, wie er durch die Unterstützung seiner Gruppe wieder zurück in ein für ihn lebenswertes Leben gefunden hat. Bis heute erfährt er in der Gruppe Hilfe, um diesen Weg weiterzugehen.
Selbstmanagement dient der Krankheitsbewältigung
Dr. Dietrich Munz, Präsident der (LPK) BW, hielt einen Vortrag mit dem Titel: „Psychotherapie und Selbsthilfe – eine gegenseitige Ergänzung“. In seinen Ausführungen machte er deutlich, wie Patienten davon profitieren, wenn sie therapiebegleitend oder im Anschluss einer Therapie durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe weitere Unterstützung erfahren. Munz verwies auf die Behandlungsleitlinien der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften), die bei verschiedenen psychischen Erkrankungen eine Empfehlung zum Besuch einer Selbsthilfegruppe aussprechen. Bereits 2017, in der Funktion als Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, hatte sich Dr. Munz dafür eingesetzt, dass die Potentiale der Selbsthilfe noch besser genutzt werden sollten. Um an dieser Stelle voranzukommen, so schloss er, bedürfe es aber mehr Aufklärung der Therapeuten über die Strukturen und Angebote der Selbsthilfe vor Ort.
Unterstützer des Selbsthilfesystems
Auf diese Forderung boten die Vorträge von Silke Wohlleben, Geschäftsführerin SEKiS der Selbsthilfekontaktstelle auf Landesebene, und Brigitte Stähle, stellvertretende Landesvorsitzende der LAG-Selbsthilfe, eine Antwort. Beide Institutionen unterstützen Selbsthilfegruppen; insbesondere SEKiS in Zusammenarbeit mit den 35 regionalen Kontaktstellen in Baden-Württemberg hilft Patienten und Therapeuten auf der Suche nach geeigneten Gruppen.
Der Ablauf des Vormittags wurde durch Nils Theurer (Freiburg) synchron in einem „Graphic Recording“ festgehalten. Diese Dokumentation wurde durch den LV BW ApK gesponsort.
Nach der Mittagspause hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit sich an Infopoints in der walking gallery mit Vertretern von Selbsthilfegruppen und Therapeuten auszutauschen und zu informieren. Es herrschte ein gesprächiges Treiben in den Räumen der Bezirksdirektion der KVBW in Stuttgart-Möhringen.
Zur Abschlussdiskussion kamen alle Personen im Vortragssaal zusammen, um über aktuell bestehende Kooperationen zu diskutieren. Intensiv wurde überlegt, wie man sich gegenseitig weiter vernetzen könnte. Die Bilanz des Fachtages war durchweg positiv und der Wunsch nach weiteren Veranstaltungen dieser Art, auch in anderen Regionen Baden-Württembergs, war groß. Die KVBW wird dies in ihren Planungen für das Jahr 2024 berücksichtigen.
Weiterführende Informationen sowie die Präsentationen finden Sie bei der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg.
Müdigkeit, Atemprobleme, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Schmerzen und Geschmacks-/Geruchverlust: Die Symptome bei Post-COVID sind vielfältig. Glücklicherweise klingen sie bei den allermeisten Patienten innerhalb von Wochen wieder ab. Doch bei einigen bleiben sie dauerhaft – man spricht dann von Long-COVID.
Diagnose und Behandlung dieser Patienten sind noch immer geprägt von Unverständnis, Ratlosigkeit und einer Vielzahl unterschiedlicher Therapieansätze. Oft genug fühlen sich die Patienten mit ihrer Erkrankung allein gelassen.
Umso wichtiger ist für diese Patienten ein Hausarzt, der sie ernst nimmt und sie durch den Dschungel an Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten schleust. Wichtig dabei: Netzwerke von Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Physio- und Ergotherapeuten, Psychotherapeuten und nicht zuletzt Selbsthilfegruppen.
Fachtagung „Long-COVID: Genesen, aber nicht gesund“
Um bei der Netzwerkbildung zu helfen und den fachlichen Austausch zu unterstützen, hatte die Kooperationsberatung (KOSA) der KVBW gemeinsam mit der SEKiS, der Landeskontaktstelle für die Selbsthilfegruppen, am 9. Juli 2022 zur Fachtagung „Long-COVID: Genesen, aber nicht gesund“ eingeladen. Nach der beeindruckenden Einführung einer von der Krankheit Betroffenen führten Fachärztinnen und Fachärzte der Inneren Medizin, der Pneumologie und der Allgemeinmedizin sowie eine Psychologische Psychotherapeutin jeweils aus ihrer Sicht in das Thema ein.
Ergänzt wurden diese Ausführungen von einem Beitrag über die erfolgreichen Therapieansätze einer Reha-Einrichtung. Außerdem gab es von wissenschaftlicher Seite einen Überblick über den Stand einer Long-COVID-Studie am Universitätsklinikum Ulm und über den Aufbau des Netzwerkes www.longcovidnetz.de durch das Universitätsklinikum Heidelberg.
Der erste Süddeutsche Fachtag der Seltenen Erkrankungen wurde veranstaltet von den Kassenärztlichen Vereinigungen Bayerns und Baden-Württemberg zusammen mit dem Zentrum für Seltene Erkrankungen des Universitätsklinikums Ulm im Februar 2020 im Haus der Begegnung in Ulm. Verschiedene weitere Institutionen haben die Tagung unterstützt, darunter die beiden Selbsthilfekontaktstellen auf Landesebene SEKiS Baden-Württemberg und Seko Bayern, die LAG SELBSTHILFE aus beiden Bundesländern sowie der Bayerische Apothekerverband e. V..
1. Süddeutscher Fachtag der Seltenen Erkrankungen
Am 29. Februar 2020 dem internationalen Tag der Seltenen Erkrankungen fand in Ulm der erste Süddeutsche Tag der Seltenen Erkrankungen unter dem Motto „Selten sind viele“ statt. Die mit 180 Teilnehmern sehr gut besuchte Veranstaltung, bot den Teilnehmern ein Vortragsprogramm mit verschiedenen interessanten Fachvorträgen. Die Besucher konnten sich zudem an zahlreichen Informationsständen von Selbsthilfegruppen zu verschiedenen Seltenen Erkrankungen informieren. Parallel zum Vortragsprogramm wurden am Vormittag und am Nachmittag jeweils zwei Workshops angeboten, in denen jeweils eigene Erfahrungen und Anliegen der Betroffenen und Behandler diskutiert und bearbeitet wurden.
Demenz ist ein komplexes Krankheitsbild und eine Herausforderung für behandelnde Ärzte und Psychotherapeuten. Beginnend bei der Diagnosestellung über die Behandlung bis zu den ergänzenden Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg in Unterstützung der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg / Selbsthilfe Demenz und dem Sozialministerium organisierte deshalb eine Fachtagung mit dem Thema „Demenz“, um Ärzte und Psychotherapeuten bei der Versorgung und Betreuung der Patienten zu unterstützen. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag darauf, den Behandlern die ergänzenden Hilfestellungen, die es vor Ort für Patienten und Angehörige bereits gibt, aufzuzeigen.